Region: Augsburg Stadt

Bayern - Vater- oder Mutterland?

Simone Strohmayr stellt das "neue" Lied der Bayern, das in Kooperation mit "Bayern zwo" entstand am 11. März in Aichach vor.

„Gott mit dir, du Land der Bayern, Heimaterde – Mutterland“ 

Kann Frauenpolitik und das Drumherum auch amüsant sein? Anlässlich des Internationalen Frauentages am 8. März präsentierte Simone Strohmayr mit „Bayern zwo“ eine Bayernhymne im Sinne der Frauen. Die CD wird am Sonntag, 11. März, in Aichach vorgestellt. Warum ihr die weibliche Seite in Bayern so wichtig ist.

Das weibliche  Lied der Bayern

Refrain: Ich sing' Bayern, meine Heimat, Heimaterde – Mutterland. Friedlich wollen wir leben unter einer Segenshand.

1. Sozial und demokratisch ist mir in mein Herz gebrannt.
Gott mit dir, du Land der Bayern, Heimaterde – Mutterland.
Dass die Frau nicht nur am Herd steht, dafür ist es höchste Zeit.
Wir wollen endlich sorgen für ein gleich berechtigt Weib.

2. Ja, wir tun was für die Bildung, fördern deiner Städte Bau.
Und natürlich bleibt der Himmel in den Farben weiß und blau.
Wir bewahren deine Fluren, schützen Umwelt und Natur.
Wir sind Tracht und Laptop und wir schätzen unsere Kultur.

3. Und wir wollen denen helfen, die in Not und auf der Flucht.
Heftig werden wir bekämpfen - Prunk und Luxussucht.
Sozial und demokratisch, ist mir in mein Herz gebrannt.
Gott mit dir, du Land der Bayern, Heimaterde – Mutterland.

Während bundesweit noch diskutiert wird, die deutsche Nationalhymne offiziell „gendergerecht“ zu ändern – das hatte die Frauenbeauftragte der Bundesregierung Kristin Rose-Möhring am Wochenende gefordert – ist die SPD-Landtagsabgeordnete Simone Strohmayr in Bayern schon viel weiter und hat’s schon getan - natürlich noch nicht offiziell mit Siegel. Strohmayr, die gleichzeitig Frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion und Vorsitzende der AsF-Frauen (Arbeitsgemeinschaft sozialdemo-kratischer Frauen) ist, hat pünktlich zum Internationalen Frauentag die Bayernhymne „zeitgerecht“, also fast genderneutral, aber mit dem Wort "Mutterland" schon fast wieder zu frauenfreundlich, überarbeiten lassen - eine politische Schlammschlacht wurde entfesselt. Geändert wurde nicht nur der Text, und zwar speziell mit Blick auf die Frauen: „Gott mit dir, du Land der Bayern, Heimaterde - Mutterland“. „Dass die Frau nicht nur am Herd steht, dafür ist es höchste Zeit, wir wollen endlich sorgen für ein gleich berechtigt Weib“, heißt es in der neuen Fassung.
Das Lied der Bayern, das vor mehr als 150 Jahren von Konrad Max Kunz komponiert wurde, erscheine auch verändert in einer modernen Rap-Version, ausschließlich mit Frauen- und Mädchenstimmen. Die Strophen werden umgesetzt von Lucia Reng, Sängerin der jungen Band Time Travel Agency. Die CD mit dem Titel „Bayern zwo“ wurde aufgenommen und arrangiert in der Landeshauptstadt im Downtown Studio.
Strohmayr möchte mit der modernen Version die weibliche Seite Bayerns betonen. Dafür gibt es in ihren Augen viele gute Gründe: „In Bayern feiern wir in diesem Jahr 100 Jahre Frauenwahlrecht. Zur gleichen Zeit wurde der Freistaat Bayern ausgerufen“, erläutert Strohmayr. Und tatsächlich hätten die Frauen seitdem schon viel erreicht.
Doch befindet sich der Freistaat, und vor allem Bayerns Politik, nach wie vor fest in Männerhand. Die Zahl der weiblichen Abgeordneten in den Parlamenten geht sogar zurück.
Die neue, weibliche Bayernhymne wird am 11. März in Aichach im Rahmen des Frauenempfangs der schwäbischen Landtagsabgeordneten vorgestellt. Viel Lärm um wenig, Profilierungssucht, Augenzwinkern und Verhältnismäßigkeit Mit wie viel Ernst diese Textänderungen von der JU humorlos aufgenommen werden, zeigen deren Reaktionen. Auf Stromayrs Pressemitteilung hat sogleich die JU Augsburg-Land reagiert. JU-Kreisvorsitzender Ludwig Lenzgeiger schreibt in einer Pressemeldung von „Provokation und Klamauk zur Selbstinszenierung“. Er meint, Simone Strohmayr provoziere gezielt zum Weltfrauentag mit dem Vorschlag, die Bayernhymne umzuschreiben. Aus der JU ernte Strohmayr, die den Landkreis Aichach-Friedberg vertritt, aber in Stadtbergen lebt, dafür heftige Kritik von Frauen und Männern.
„Was hier seitens von Frau Strohmayr in die Öffentlichkeit getragen wird, ist Klamauk auf allerhöchster Ebene. Man möchte sich besonders cool und modern geben, will in Wahrheit aber nur auffallen und provozieren. Früher hätte man dergleichen Kokolores als klares Anzeichen von Großmannssucht bezeichnet. Heute trifft es GroßFRAUsucht vielleicht besser“, bewertet Lenzgeiger den Vorschlag der SPD-Dame.
Sein Amtskollege Alexander Bayr, JU-Kreisvorsitzender im Wahlkreis von Strohmayr, pflichtet ihm entschieden bei: „Die Landtagsabgeordnete Strohmayr nutzt hier in beispiellos billiger Manier eine öffentliche Debatte, um Aufmerksamkeit für ihre Person zu ergattern. Ihr ist es dabei völlig gleich, welches Bild von Politik so etwas transportiert. Wer soll denn Politiker noch ernst nehmen, die durch solche Vorschläge Gleichberechtigung erreichen möchten. Da schüttelt der Bürger nur den Kopf und bedauert jeden Steuereuro, der solche Vorschläge überhaupt ermöglicht.“
Durch Aktionen wie die von Strohmayr, so Maria Dietrich, stellvertetende Kreisvorsitzende der JU Aichach-Friedberg, werde das wichtige Thema der Gleichberechtigung ins Lächerliche gezogen und nur mit „Klamauk“ verbunden. Dass dafür außerdem die Bayernhymne als Prügelknabe herhalten müsse, sei zudem für Strohmayrs Verhältnis zu ihrer Heimat aufschlussreich, fügt Dietrich hinzu.
„Dem eigentlichen Thema Gleichberechtigung wird so ein Bärendienst erwiesen“, bestätigt auch die Kreisgeschäftsführerin der JU Augsburg Land und Vorsitzende der Königsbrunner Frauen Union Lisa Wolf. „Probleme wie häusliche Gewalt überwindet man gewiss nicht durch Umschreibung der Bayernhymne, sondern im Gegenteil erzeugt das nur ein allgemeines Kopfschütteln über die Politik. Die Zeit, die Frau Strohmayr für das Rappen der Bayernhymne aufwendet, sollte sie lieber für parlamentarische Arbeit nutzen“, so die Königsbrunnerin weiter.

Nun meldet sich auch die bayerische CSU-Landtagsabgeordnete und Kreisvorsitzende Carolia Trautner:
"Die CSU Augsburg-Land sieht keinen Grund, die Hymnen zu ändern. Weder das Deutschlandlied noch das Lied der Bayern müssen überarbeitet werden, um Frauenrechte zu stärken." Die aktuelle Diskussion über die Textänderungen im Deutschlandlied habe in der CSU Augsburg-Land für Unverständnis gesorgt. „Begriffe wie 'Vaterland' und 'brüderlich' sind in ihrer Bedeutung als Ganzes zu sehen und nicht als rein männliche Form von etwas“, betont Trautner. Für sie ist eine Änderung des Textes absolut nicht notwendig und auch nicht mit den Änderungen der Hymnen in Österreich und Kanada vergleichbar.

Der Vorstoß der schwäbischen SPD-Abgeordneten Simone Strohmayr, das Bayernlied umzuschreiben, finde man innerhalb der CSU sehr befremdlich. Carolina Trautner, MdL stellt fest, „moderne Frauen in Bayern möchte ich, selbst mit einem Augenzwinkern, nicht 'als gleichberechtigt Weib', bezeichnen, wie das in einer der Textpassagen zu finden ist. Da wird der Gleichberechtigung der Frauen einen Bärendienst erwiesen.“ „Dass hundert Jahre nachdem das Wahlrecht für die Frauen eingeführt wurde, nach wie vor noch viel zu tun ist, ist klar. Aktionismus wie das Ändern von Textpassagen in den Hymnen bringt hier nur überhaupt nichts, hier sind weitaus wichtigere Ansatzpunkte gefragt“, findet die CSU-Kreisvorsitzende.

Aber: Auch Stammtischdiskussionen und spaßbefreite politische Statements über  Zeit und  Sinnhaftigkeit die Textänderungen im Lied der Bayern in eine weibliche Textform kosten Zeit -  sehr viel Zeit - laissez faire!

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