"Bertolt Brecht – bis heute einer der größten Söhne Augsburgs – weltweit bekannt, gelesen, aufgeführt, hat seine Spuren in der Stadt auf mannigfache Art und Weise hinterlassen. Dieser Vielfalt wollen wir, die wir uns mit dem Dichter und Denker beschäftigen, zu seinem 125. Geburtstag gerecht werden und in unserer vielfältigen Stadtgesellschaft aufleben lassen", gibt Kulturreferent Jürgen Enninger den Anspruch an das Programm vor.
In Brechts Geburtshaus etwa startet ein "Artists in Residence"-Programm. Dafür hat die Stadt Augsburg eine Wohnung im Brechthaus wieder bewohnbar gemacht. Kunstschaffende aus aller Welt und aus allen Sparten sollen künftig die Gelegenheit erhalten, für einige Zeit mit einem Stipendium in Augsburg zu leben und zu arbeiten. Insbesondere sollen so auch geflüchtete Künstler unterstützt werden, die in ihren Heimatländern nicht sicher arbeiten können. Während ihrer Zeit in Augsburg soll ihnen dafür die Wohnung im Brechthaus zur Verfügung stehen. Und auch einen ersten Gast gibt es schon: Ab Februar soll die Moskauer Theaterregisseurin und -autorin Anastasia Patlay einziehen. Derzeit befindet sie sich in Spanien im Exil. "Die Kunst ist eine Tochter der Freiheit. Überall dort, wo Künstlerinnen und Künstler in der Ausübung ihrer Praxis bedroht sind, haben sie unsere Solidarität verdient", so Enninger. 2023 soll zudem die Sanierung des Museums im Brechthaus und die Neugestaltung der Ausstellung beginnen. Zum 70. Todesjahr Brechts 2026 ist die Wiedereröffnung geplant.
Neben seinen Beiträgen zum Brechtfestival widmet das Staatstheater Augsburg Bertolt Brecht ab Samstag, 4. Februar, eine ganze Festwoche unter dem Titel "Bier mit Bert" im Alten Rock Café und dem Saalbau Krone, der Zentrale des Brechtfestivals. "Den Höhepunkt haben wir uns für das Ende aufgehoben: Im Februar 2024 zeigen wir als krönenden Abschluss des Jubiläumsjahrs einen Klassiker aus dem Brecht-Repertoire auf unserer Bühne im Martini-Park", so Staatstheaterintendant André Bücker.
Das Brechtfestival der Stadt Augsburg beginnt dieses Jahr genau zum 125. Geburtstag seines Namensgebers am Freitag, 10. Februar, unter anderem mit einem abendlichen Festbankett. Zu Ehren Brechts verleiht die Stadt Augsburg bereits seit 1995 alle drei Jahre den Bertolt-Brecht-Preis an Persönlichkeiten, die sich in ihrem literarischen Schaffen durch die kritische Auseinandersetzung mit der Gegenwart auszeichnen. Die Preisvergabe wurde von turnusgemäß 2022 auf das Jubiläumsjahr verlegt und findet 2023 am 20. April statt.
Und auch die Wissenschaft darf sich am Festprogramm beteiligen: Die Bertolt-Brecht-Forschungsstätte ist im Februar Mitveranstalterin eines Kongresses am Brecht-Zentrum der Iwan-Franko-Universität Zhytomyr in der Ukraine.
Die Ausstellung der Kunstsammlungen & Museen Augsburg "Wanderer zwischen den Welten" über Bertolt Brecht und Caspar Neher startet am Samstag, 4. März, im Grafischen Kabinett. Der Eintritt ist frei. Die Regio Tourismus GmbH sieht viele Maßnahmen im Jubiläumsjahr vor, darunter thematische Führungen und inhaltlich und optisch erneuerte Brechtstelen im Stadtgebiet. Buchhändler und Brecht-Experte Kurt Idrizovic steuert im Lauf des Jahres zahlreiche Brecht-Spaziergänge, Lesungen und einiges mehr bei. Der Bert Brecht Kreis Augsburg hat die Vertonung des Textes "Was nützt die Güte" bei Eva Gold und Girisha Fernando ("Misuk") in Auftrag gegeben. Der Song ist auf den üblichen digitalen Plattformen zu hören.
Eine komplette Übersicht der Veranstaltungen findet sich online unter augsburg.de/brecht125. (mh)
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