StaZ: Könnten Sie sich vorstellen, dass die vier Gemeinden noch selbstständig wären?
Heinz Münzenrieder: Auch wenn es manchem noch etwas schmerzt: Darüber zu sinnieren lohnt sich nicht. Das Rad der Geschichte kann man nicht zurückdrehen. Im Übrigen sind wir im 1972 vergrößerten Augsburg nicht schlecht gefahren. Wir sind dort schließlich auch wer.
StaZ: Also ist alles in Ordnung?
Münzenrieder: Ein paar Wermutstropfen gibt es. In einer größeren territorialen Einheit gibt es halt mehr Bürokratie und auch weniger örtliche Mitsprache. Selbst ein Bürgerbüro – das es jetzt nach 50 Jahren endlich auch in Göggingen kommen soll – kann ein Rathaus nicht ersetzen. Auch die Identifizierung mit der unmittelbaren Umgebung hat nachgelassen und alles ist anonymer geworden. Ein wenig mag dies alles aber auch Ausdruck einer allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung sein.
StaZ: Was brachten dann die Eingemeindungen?
Münzenrieder:Ob wir es wollen oder nicht: Regionales Denken bestimmt heute das kommunale Leben. Da war es schon richtig, dass das damals territorial arg eingeengte Augsburg Entwicklungsmöglichkeiten erhielt. Hierfür kam vorrangig der Süden in Frage. Ich glaube, Augsburg hat diese Möglichkeiten auch genutzt: Die Universität, die Messe, die Fußball-Arena oder die dort angesiedelten High Tech – Einrichtungen dokumentieren dies. Und gut ist auch, dass attraktive Wohnviertel entstanden sind.
StaZ:Konnten die heutigen Stadtteile die verlorene Selbstständigkeit aber wenigstens teilweise kompensieren?
Münzenrieder: In Teilbereichen schon. Ein intaktes urbanes Leben braucht lebendige Stadtteile. Vereine und örtliche Vereinigungen etwa im Bereich des Handels und des Gewerbes sind wichtig. Die Pflege der Stadtteilgeschichte gehört dazu. Ich denke aber auch an die Arbeitsgemeinschaften der Vereine, die sich als Sprachrohre der Stadtteile verstehen. Und nicht zu vergessen: eine gute Präsentation im Stadtrat gehört dazu. Da sind aber auch die Stadtteilbürger gefordert.
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